1. Das Kind hat einen inneren Drang sich zu entwickeln. Es will wachsen und sich Fähigkeiten und Wissen aneignen.
2. Die kindliche Entwicklung ist einheitlich in der Abfolge der Entwicklungsstadien. Sie ist aber sehr vielfältig hinsichtlich des zeitlichen Auftretens und der Ausprägung bestimmter Verhaltensmerkmale.
3. Wegen der großen Vielfalt in der kindlichen Entwicklung sollten sich die Eltern am aktuellen Entwicklungsstand und den Bedürfnissen des Kindes orientieren. Normvorstellungen, überlieferte Grundhaltungen und fest gefügte Ratgeberkonzepte entsprechen nicht den individuellen Bedürfnissen des Kindes.
4. Die zwei wichtigsten Formen des Lernens in den ersten Lebensjahren sind das soziale Lernen und das explorative Lernen:
5. Das Kind hat einen tiefen inneren Drang, selbständig zu werden. Die Eltern sollten das Kind in den Belangen, in denen es kompetent ist, bestimmen lassen. Die Entwicklung seines Selbstwertgefühls hängt davon ab, wie selbstständig es sein kann.
6. Die Grundlage der Erziehung ist eine positive emotionale Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen. Sinnvolle erzieherische Maßnahmen sind positives Verstärken (Loben), Ignorieren und negatives Verstärken (Verbieten) . Jede Form von Körperstrafe ist ungeeignet und daher abzulehnen. Alle Maßnahmen sollten entwicklungs- und kindgerecht sein und konsequent durchgeführt werden. Soziales Verhalten und Wertvorstellungen eignet sich das Kind vor allem über Vorbilder an.
7. Wenn Eltern den Bedürfnissen ihres Kindes gerecht werden wollen, müssen sie die Prioritäten in ihrem Leben neu setzen. Das Kostbarste, das Eltern ihrem Kind geben können, ist ihre Zeit.
aus: Remo H. Largo, Babyjahre - Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren , piper2010