Das Wichtigste in Kürze:


Die Entwicklung des Babys im 1. Lebensjahr


Eine sichere Bindung aufbauen:

  1. Der Kern des Bindungsverhaltens ist das Bedürfnis nach Geborgenheit: Das Kind kann nicht alleine sein. Damit es ihm gut geht, braucht es die Nähe und Zuwendung vertrauter Personen. Das Kind bindet sich an die Personen, die sich  um  es kümmern und ihm so vertraut werden.
  2. Die körperliche und emotionale Verbundenheit bringt das Kind mit charakteristischen Verhalten wie Suchen nach Nähe, Trennungsangst und Fremdeln zum Ausdruck.
  3. Das Bindungsverhalten entwickelt sich während der ganzen Kindheit weiter und ist in jedem Alter unterschiedlich ausgeprägt. Es hängt  wesentlich von der Zeit  ab, die sie miteinander verbringen.
  4. Das Kind fühlt sich bei einer Bezugsperson wohl, wenn diese ausreichend vertraut, verfügbar und verlässlich ist und auf das kindliche Verhalten angemessen reagiert.
  5. In den ersten Lebensjahren kommunizieren Kind und Eltern fast ausschließlich über die Körpersprache. Wesentliche Elemente der nonverbalen Kommunikation sind: Aussehen, Mimik, Blickverhalten, Haltung und Bewegung des Körpers, Ausdruck der Stimme und Distanzverhalten.
  6. Das soziale Lernen beruht auf der angeborenen Bereitschaft, das Verhalten anderer nachzuahmen und zu verinnerlichen. Damit das Kind seine sozialen Kompetenzen ausbilden kann, braucht es Bezugspersonen und andere Kinder als Vorbilder.

 

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Die Signale des Babys:

  1. Der Säugling hat ein angeborenes Interesse am menschlichen Gesicht und an der menschlichen Stimme. Er erkennt Mutter und Vater an ihrem Geruch. Er will gehalten und gestreichelt werden.
  2. Nach dem 3. Monat orientiert sich das Kind immer mehr von den Eltern weg zur Umgebung hin.
  3. Der Säugling kann sich mit Mimik, Blickverhalten, Lauten, Körperhaltung und Bewegung ausdrücken. Er vermag gewisse Mundstellungen nachahmen.
  4. Im Umgang mit dem Säugling passen sich die Eltern den beschränkten Aufnahme- und Ausdrucksmöglichkeiten des Kindes intuitiv an. Ihr Verhalten wirkt dadurch übertrieben und vereinfacht im Ausdruck, ist aber für das Kind von enormer Bedeutung.
  5. Indem die Eltern das Kind nachahmen, spiegeln sie dem Kind sein Verhalten und seine Emotionen wider.

 


Soziales Lächeln und Fremdeln:

  1. Ein Säugling lächelt anfangs jedes Gesicht an, später nur vertraute und schließlich nur noch freundliche vertraute Gesichter. Das soziale Lächeln tritt somit erst mit 6 - 8 Wochen auf.
  2. Trennungsangst und Fremdeln setzen mit etwas 6 - 9 Monaten ein. Sie binden das Kind an die Eltern und andere Bezugspersonen.
  3. Trennungsangst und Fremdeln sind von Kind zu Kind unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie sind abhängig von Alter und Persönlichkeit des Kindes sowie von seinen Lebensumständen.
  4. Nach dem 6.Monat wird das kindliche Verhalten oft von widersprüchlichen Gefühlen bestimmt. Neugierig möchte das Kind seine Umwelt erkunden, Trennungsangst und Fremdeln halten es  aber zurück. Die Eltern und andere Bezugspersonen sind für das Kind der sichere Hort, von dem aus es die Umwelt erkunden kann.

 


Veranlagung oder Prägung:

  1. Das Erbgut, welches das Kind zu gleichen Teilen von Mutter und Vater bekommt, enthält einen Entwicklungsplan sowie die Anlagen für körperliche und psychische Eigenschaften. Individuelle Merkmale wie Körpergröße, Augenfarbe, aber auch motorische oder sprachliche Fähigkeiten, als auch ein gewisses Temperament sind im Erbgut angelegt. 
  2. Welches Verhalten sich das Kind in seiner Entwicklung jedoch aneignet, hängt wesentlich davon ab, wie die Eltern und andere Bezugspersonen mit dem Kind umgehen.
  3. Für jeden Entwicklungsschritt gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem das Kind innerlich dazu bereit ist. Wann es so weit ist, zeigt uns das Kind mit seinem Verhalten an. Diesen Zeitpunkt gilt es zu erfassen!
  4. In den ersten Lebensjahren lassen sich zwei Hauptformen des Lernens unterscheiden:

 

¡  Soziales Lernen, d.h. die Fähigkeit entwickeln, das Verhalten anderer Menschen durch Nachahmung zu verinnerlichen,

 

¡  Exploratives Lernen, d.h. die Fähigkeit zum Experimentieren, um die gegenständliche Welt zu begreifen.

 

5.       Eltern können dafür die Voraussetzungen schaffen.

 


Entwicklungsschritte:

  1. Zum Schlafen:

 

¡  Wann ein Kind seinen individuellen  Schlaf - Wach- Zyklus an den Tag- Nacht- Rhythmus anpassen kann, hängt von einem Reifungsprozess ab, der von Kind zu Kind unterschiedlich ist.

 

¡  Eltern können ihr Kind bei der Entwicklung eines beständigen Schlaf- Wach- Rhythmus unterstützen, wenn sie seinen Tagesablauf mit Mahlzeiten, Einschlafzeiten und anderen Aktivitäten wie spazieren gehen regelmäßig gestalten.

 

  1. Zum  Schreien:

 

¡  Das Schreiverhalten zeigt in den ersten 3 Lebensmonaten einen charakteristischen Verlauf: Es nimmt von der Geburt bis zur 6. Lebenswoche zu, um danach bis zum 3. Monat ständig abzunehmen.

 

¡  Ausmaß und Dauer des Schreiens sind von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Sie sind weniger vom elterlichen Verhalten als von der kindlichen Disposition abhängig.

 

¡  Manches Schreien wird durch bestimmte Ursachen wie Hunger oder Müdigkeit ausgelöst. Oft - vor allem in den Abendstunden-  gibt es aber keine bestimmte Ursache!

 

¡  Eltern können die Schreiperioden verkürzen, wenn auch nicht eliminieren, wenn sie sich spielerisch mit dem wachen Kind beschäftigen und einen regelmäßigen Tagesablauf entwickeln.

 

  1. Zum  Spielen:

 

¡  In den ersten Monaten entwickelt das Kind ein soziales Spiel mit seinem Gegenüber (Blickkontakt, Mimik, etc. ) und mit seinen Händen.

 

¡  Durch das Spiel mit den Händen lernt das Kind am Anfang sich und später Gegenstände kennen. So "be-greift" es sein Umwelt.

 

  1. Zum Trinken und Essen:             

 

¡  Je nach Reifung von Mundmotorik und Verdauung ist ein Kind zwischen dem 4. und 8 Lebensmonat für die erste Breimahlzeit bereit.

 

¡  Zwischen 5 und 7 Monate beginnt das Kind feste Esswaren in den Mund zu nehmen und lernt deren Geschmack und Konsistenz kennen. Die tägliche Nahrungsmenge ist bei Kindern in diesem Alter noch sehr unterschiedlich.

 

¡  Je älter das Kind wird, desto weniger ist die Brust eine Nährquelle, sie wird ein Ort der Zuwendung.

 

 

 


aus: Remo H. Largo, Babyjahre - Entwicklung und Erziehung in den ersten 4 Jahren,piper2010

 

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